4️⃣ 🪵 Countdown: Donnerstag, 11. Januar 2024
Am Mittag besetzen einige Menschen auf dem Feld vor Tümpeltown einen Bagger, zwei Menschen werden bis abends in der Gesa festgehalten. Zwei Duo-Pods sind eine Weile besetzt. Trotzdem liegen im Flutlicht abends Bau-Matten bis direkt vor Tümpeltown. Räumungsvorbereitungen. 😔
An der Mahnwache auf der anderen Seite der Leine ist heute MaWaLü-Spezialkaffee auf gefrorener Mandelmilch im Angebot – und trotzdem bleibt die Spülstraße flüssig. 🤩 Auf der überfrorenen Wiese an der Blauen Brücke wird Eishockey geübt.
Blitzeis am Abend: Wege aus und in die Masch sind ein Abenteuer. Später am Abend wird die Allgemeinverfügung veröffentlicht. Sie gilt, so sieht es auf den angehängten Karten aus, auf der nahezu kompletten südlichen Seite des Südschnellwegs. 😔
„Der Zeitbedarf für die Rodungsarbeiten liegt bei einem ungestörten Verlauf voraussichtlich zwischen vier und sechs Arbeitstagen. Bei Blockadeaktionen und einer aufwändigen Auflösung von Versammlungen verzögern sich die Arbeiten entsprechend“.
Allgemeinverfügung
3️⃣ 🪵 Countdown: Freitag, 12. Januar 2024
Es ist Tag X. Und die aktuellen Entwicklungen bestätigen unsere Entscheidung, dass wir Tag X genau für diesen Freitag ausgerufen haben: Der Südschnellweg wird ab Sonntagabend – 14. Januar – für eine Woche gesperrt, ab Montag früh wird nach Allgemeinverfügung das Versammlungsrecht in entsprechenden Teilen der Masch ausgesetzt. Also genau der richtige Moment, um sich Richtung Leinemasch auf den Weg zu machen.
Dafür steht die MaWa jetzt auch noch mal im Rampenlicht: Sie ist der sichere Anlaufort auch für diejenigen, die alle zum Wochenende in die Masch kommen werden.
Außerdem ist jetzt klar: Es wird einen allerletzten Sonntagsspaziergang durch die Masch geben. Am Tag vor Rodungsbeginn. Der muss grooooß werden – Greenpeace zumindest ist schon mal dabei. Eine Aktion steht im Raum und wird abgestimmt.
Nahe der MaWa am frühen Abend: Besuch der Polizei am neuen Barrio FKK: Am Ende wird ein Mensch in Gewahrsam genommen, andere harren auf den Strukturen aus, Solidarität und Musik von Menschen am Boden, aber es wird ihnen verboten, Essen und Trinken in die Besetzung zu geben.
2️⃣ 🪵 Countdown: Samstag, 13. Januar 2024
Endlich ist der Frost durch Matsch abgelöst, wir wärmen uns auf und fragen uns, ob das Lützi-Schlamm-Level bis Sonntag erreicht werden kann. Gute News für die vielen neu Anreisenden: Die Mahnwache darf jetzt offiziell für eine weitere Woche am Standort stehen bleiben – und auch die KüFa geht glücklicherweise in eine zweite Woche.
Auf der anderen Seite der Leine beleuchtet derweil das THW die Besetzung mit Flutlicht. Sky-Pod und Duo-Pod sind weiterhin besetzt. Das gleiche gilt für die „FKK-Besetzung“ nahe der Mahnwache direkt am Südschnellweg. Seit 30 Stunden verwehrt die Polizei den Menschen auf provisorischen Plattform Essen und Trinken. Das sei keine Verletzung von Menschenrechten, die Menschen könnten ja runterkommen und essen.
Mittlerweile häufen sich die Berichte von Personenkontrollen und Durchsuchungen der Polizei an beiden Brücken und in anderen Bereichen der Masch.
Auch in Sachen Pressefreiheit keine guten Nachrichten: Pressevertreter*innen, die über Rodung und Räumung berichten wollen, mussten sich schon im Dezember bei der Polizei akkreditieren – das heißt allerdings nicht, dass sie sich dann frei bewegen können. Sie wurden darüber informiert, dass sie eng begleitet und in kleinen Gruppen von der Polizei zu kurzen „Besichtigungstouren“ auf den Südschnellweg gebracht werden. Schon heute durften Jornalist*innen nicht zu TT.
1️⃣🪵 Countdown: Sonntag, 14. Januar 2024
Ein letzter Spaziergang durch die Masch ohne Baumstümpfe – mit mehr als 1200 Menschen!
Wir haben heute ein allerletztes Mal gezeigt, was in der Masch passieren soll und warum die Verkehrspolitik so krass versagt. Wir gaben Raum für Abschied und Trauer, aber auch für die Wut, mitansehen zu müssen, wie für wirklich NICHTS diese Zerstörung in wenigen Stunden losgehen wird.
Was hilft, ist das große zivilgesellschaftliche Empowern: Zusammenzustehen und den Protest gemeinsam sichtbar und unignorierbar zu machen. Auch eine zweite Mahnwache, angemeldet von der Linken und der Jugendorganisation solid, gehört dazu – sie wird bis morgen Nacht an der Blauen Brücke eine weitere legale Anlaufstelle bieten.
Auch die Menschenkette, die sich vor die Polizei stellt, die kurz vor dem Spaziergang eine*n Aktivisti gekesselt hat und die „Du bist nicht allein“-Rufe der tausend Spaziergänger*innen, die gerade angrenzend unterwegs sind gehören dazu – und die vielen, die Tümpeltown mit Präsenz supported haben – und natürlich nicht zuletzt die Rote Linie, die Greenpeace aus Lützerath mitgebracht und auf dem Weg vor Tümpeltown symbolisch ausgebreitet hat.
Am Ende des Spaziergangs bleibt es nicht bei Solibekundungen für die Menschen, die die neue Plattform FKK besetzt halten. Aus den Demoreihen versuchen einige, die Abriegelung der Polizei auszutricksen, um den beiden Baumbesetzer*innen nach über 40 Stunden ohne Wasser und Essen mit einem Essenspaket zu helfen.
Beobachtet von umstehenden hunderten solidarischen Menschen und begleitet von den Trommler*innen der Rhythms of Resistence gelingt ihnen das schließlich. Die Polizei verdichtet ihre Reihen in kürzester Zeit – und sperrt kurz den Südschnellweg.
Ausklang mit Kuchen und Musik an der Mahnwache, dazu immer wieder Tränen und das Wissen, dass mensch auf der Heimfahrt zum letzten Mal eine intakte Masch verlässt. Und dass die Nacht für alle, die vorort bleiben, kurz sein wird.
Um 22 Uhr wird der Südschnellweg gesperrt.
Morgen geht’s weiter im Rodungsblog. Tag eins. 😔