Räumung/Rodung Tag 1 – ein Protokoll

Teil eins

Nacht zu Montag, dem 15.1.24

Der Schnellweg ist seit 22 Uhr gesperrt. Trotz Zäunen, die rund um Tümpeltown aufgebaut werden, kommen Menschen nach nach Tümpeltown rein, und eine dritte Mahnwache ist am Start – in der Nähe der Hundewiese, dem Standort der Dauermahnwache von 2022.

6:00

Die Allgemeinverfügung tritt in Kraft – mit ihr ist in weiten Bereichen um den SSW die Versammlungsfreiheit aufgehoben.

7:00

Kurz vor 7:00 Uhr Alarm in Tümpeltown und an der DauerMaWa: Ein langer Tross an Transportern mit Harvestern, Hebebühnen und Räumpanzer fährt von Osten auf den Schnellweg auf, aber an Tümpeltown vorbei. Es ist unklar ob die Rodungen im Westen starten werden oder der Tross einmal zum Landwehrkreisel fährt um zu Wenden. Es stellt sich bald heraus: beides ist der Fall.

Gegen halb acht lassen Rodungsgeräuche vermuten, dass Rodung im Westabschnitt nahe der Brücke über die Ihme begonnen haben – weiter westlich als vermutet und als vorab kommuniziert.

8:00 bis 12:00

Kurz nach 8:00 steht die erste Hebebühne in Höhe des kleinen Barrios FKK – „Fairkehrswende kurz vor knapp“ nahe der Dauer-Mahnwache am FKK-Bereich am Siebenmeter-Teich – auf dem Schnellweg. Obwohl die Bewegungsfreiheit zwischen den Mahnwachen und auch außerhalb des Gebiets der Allgemeinverfügung eingeschränk wird, entsteht eine spontane Versammlung am Boden des kleinen Barrios FKK.

Zeitgleich beginnt die Polizei eine – scheinbar vorher genau geplante – Holztreppe vom Südschnellweg hinunter nach Tümpeltown zu bauen und an der Schützenallee wird eine Gruppe Menschen wegen „aktivistischen Aussehens“ für längere Zeit gekesselt.

Später entsteht neben diesem Kessel eine weitere Mahnwache zur Unterstützung, sieben Menschen aus dem Kessel werden dennoch zur Identitätsfeststellung von der Polizei mitgenommen. Auch vor Tümpeltown wurde im Laufe des Morgens eine Person der Identitätsfeststellung zugeführt.

Die Polizei löst die Versammlung zur Unterstützung am Boden bei FKK um Viertel vor 10 auf und drängt die Menschen vom Schnellweg weg Richtung Mahnwache – ein Vorgeschmack auf das was im Laufe des Tages in der Gegend noch passieren wird.

Bei den Rodungsarbeiten im Westabschnitt werden drei Menschen von der Polizei in das Gebiet der Allgemeinverfügung verfrachtet, nur um sie dort festzusetzen – was für ein Skandal.

Rund um das Gebiet stehen kleine Polizeiposten, und wegen des „Akkreditierungssystems“ der Polizei ist kaum Presse vor Ort. Journalist*innen, die eine Akkreditierung erhalten hatten, bekommen nur begrenzte Zeitslots zur Berichterstattung auf dem Schnellweg – genau an den Orten, wo die Polizei sie haben will.

Erfreulichere Meldungen gibt es am Vormittag aus den beiden Barrios:
FKK kann erneut mit Essen versorgt werden, während die Polizei ihre eigene Versorgungsstation daneben aufbaut. Und nach Tümpeltown schaffen es trotz Abriegelung weitere Aktivisti.

12:00

Mittags ist klar: Schon in der Nacht hatten es zwei Gruppen mit Schaukeln und Hängematten geschafft, sich zwischen Sieben Meter Teich und Schnellweg einzunisten. Wie alle Besetzungen wird auch diesen Gruppen von der Polizei die Frist gesetzt, bis 12:30 Uhr das Rodungsgebiet zu verlassen. Rodungen sind in diesem Abschnitt noch nicht in Sicht und so entschließt sich eine der Gruppen, die Versammlung in den Bäumen kurz vor Ende der Frist selbst zu beenden. Dennoch werden die Menschen gekesselt und trotz anderslautender Versprechen in Gewahrsam genommen.

Gegen 13:00 beginnt die technische Einheit der Polizei mit der Räumung der anderen Gruppe vom Boden aus. Zeitgleich hat sie anscheindend Probleme, die seit morgens vor FKK auf dem Schnellweg stehende Hebebühne für die Räumung einzusetzen, und auch der Antransport einer weiteren Hebebühne gestaltet sich schwierig. Auf dem Weg neben der Dauermahnwache entsteht spontan eine durch eine Barrikade verstärkte Stehblockade von ca 50 Leuten, was die Anfahrt der Hebebühne um ganze zwei Stunden verzögert.

Schließlich werden die beiden Plattformen von FKK nach ziemlich genau drei Tagen Umstellung durch die Polizei geräumt. Presse wird von der Polizei erst in die Nähe gelassen als – wer hätte das geahnt – die letzte Person schon fast geräumt ist.

— to be continued – und Fotos folgen ebenfalls —